Autonome Demosanis Selbstverständnis


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Demosanis Selbstverständnis

Vorstellung der Autonomen Demosanis Frankfurt

Für uns ergab sich aus mehreren Gründen 2012 die Notwendigkeit eine organisierte Demosanigruppe in Frankfurt zu installieren: Zum einen gab es, nach langer Pause, wieder radikale große Demos (M31, Blockupy) in Frankfurt, die unsere bisherigen Sani-Strukturen überforderten. Zum anderen hatten sich die daraus entstanden Polizeieinsätze massiv verändert. Neu war der flächendeckende Einsatz von Pfeffersray, der die Versorgung von vielen Menschen gleichzeitig notwendig machte, und die stundenlangen Kesselungen (zum Teil bei Minusgraden oder bei brüllender Hitze), die eine teilweise schwierige medizinische Versorgung vor Ort unabdingbar machten. Die Zahl der Verletzten durch Schlagstockeinsätze ist im Verhältnis zu den Demoteilnehmer*innen nicht gestiegen, ebenso die Menge der Kollateralschäden. Wir denken, dass diese Veränderung im Umgang mit Demonstrant*innen eine Machtdemonstration ist, die primär abschrecken soll und zur Spaltung zwischen mehr und weniger „radikalen“ Demoteilnehmer*innen beitragen soll.

Selbstverständnis:

Die Frankfurter Demosanis verstehen sich als Teil der linken Strukturen in der Stadt und wollen kein notfallmedizinisches „Serviceteam“ sein, sondern Teil einer solidarischen Selbsthilfe. Wir bemühen uns um die Zusammenarbeit mit ähnlichen Strukturen rund um Demos – dem EA, den Out of Action-Teams, Demosanis aus anderen Städten etc. Somit verstehen wir uns als Teil der Frankfurter Anti-Rep-Strukturen, die natürlich gerade bei Großevents im Rhein/Main-Gebiet viele organisatorischen und koordinierenden Aufgaben zu erledigen hat.

Wir versuchen, die Grundkenntnisse der Ersten Hilfe und des Umgangs mit Gesundheitsproblemen auf Demos weiterzugeben an interessierte Gruppen und Einzelpersonen innerhalb der Szene. Wir sind ein Teil der Demos, an denen wir teilnehmen und entscheiden auch politisch gemeinsam darüber, an welchen Demos wir teilnehmen (und an welchen nicht). Wir sind Leute mit medizinisch-pflegerischen professionellen Hintergründen, aber nicht der Sanitätsdienst vom Roten Kreuz (oder vom Arbeitersamariterbund), sondern machen medizinische Erstversorgung, wir sind kein Ersatz für einen professionellen
Rettungsdienst.

Wir arbeiten nicht mit der Polizei zusammen und machen auch keine Aussagen bei der Polizei oder Staatsanwaltschaft über Vorfälle während der Demos, an denen wir teilnehmen.

Unser Ziel ist: Alle Demoteilnehmer*innen dabei zu unterstützen, dass sie weiter angstfrei demonstrieren gehen können – Demonstrationfreiheit durchsetzen. Wir machen diese Arbeit unbezahlt und brauchen dafür auch finanzielle und materielle Unterstützung für medizinisches Material etc. und akzeptieren deshalb gerne Sach- und Geldspenden. Und wir freuen uns natürlich auch über weitere Interessierte und Mitstreiter*innen.

Wie verhalte ich mich als Laienhelfer*in auf Demos?

1. Vorbereitung zur Demo, was nehme ich mit:

  • nicht allein gehen, mit Freund*innen, Genoss*innen, Ausweis mitnehmen, kein Alk, keine Drogen
  • Ausreichend Wasser zum Trinken (und ggf. Augenspülen), Müsliriegel o.ä.
  • Witterungsgerechte Kleidung, Sonnenschutz (Auch Sonnencreme außer Gesicht)
  • Kontaktlinsen besser zu Hause lassen, Ersatzbrille, Schutzbrille gegen Pfefferspray
  •  Medikamentenbedarf bei chron. Krankheiten (zB. Insulin, Asthmaspray)
  •  (Thrombosestrümpfe bei Sitzblockade)
  •  Kenntnisse in Erster Hilfe erwerben (zB bei Demosani-Schulung)

2. Bei der Demo:

  • Aufeinander achten
  •  Verletzte aus kritischen Situationen raus bringen, nicht alleine lassen, ggf. nach Hause, ins Café oder ins Krankenhaus begleiten. Wenn rausbringen nicht möglich, möglichst ruhigen Raum um die Verletzten schaffen.
  •  Bei allen Situationen, die lebensbedrohlich erscheinen, Verletzte nicht mehr ansprechbar sind, sofort 112 anrufen und Krankenwagen kommen lassen, nicht auf Demosanis warten.
  • Wenn’s geht, auch Schwerverletzte nie an Bullensanis weitergeben, nur an zivile Sanitäter*innen (Ausnahme akute Lebensbedrohung)

3. Im Krankenhaus

  • am besten (wenn genug Zeit ist) nicht ins nächstgelegene Krankenhaus (da wartenu.U. schon die Bullen) sondern etwas weiter weg bringen
  • Bei der Angabe vom Verletzungshergang Geschichte erfinden (Unfall ohne Fremdbeteiligung), da man nie weiß, wie die Leute im Krankenhaus drauf sind, bei Schuss- und Stichverletzungen (mit Fremdbeteiligung) sind sie auch gesetzlich verpflichtet, die Polizei zu rufen, bei Schlagverletzungen machen sie das u.U.auch, also besser wenig sagen, nur Erstversorgung machen lassen.

4. Nach der Demo

  • Gedächtnisprotokoll anfertigen, für den Fall, dass es zu Klagen kommen könnte.
  •  Für Dokumentation der Verletzungen und Weiterversorgung am nächsten Tag zum Arzt/Ärztin deines Vertrauens gehen 
  • Nach schweren Gewalterfahrungen sind sog. „Post-traumatische Reaktionen“ in den ersten Wochen danach (Angstzustände, Flashbacks, Alpträume, Unruhe) normale Reaktionen der Psyche, sind auch kein Zeichen von persönlicher Schwäche, kein Grund zum Schämen, die Symptome gehen in den meisten Fällen von allein weg, Unterstützung von Freunden und Genossen hilft. wenn es nicht besser wird, dann sollte man professionelle Hilfe in Anspruch nehmen, nicht allein damit bleiben. Wir können Kontakte vermitteln.

Autonome Demosanis Frankfurt